Das Triebental ist ein äußerst beliebtes Ziel für Skitourengeher, gibt es doch zahlreiche Touren, welche meist mit geringen objektiven Gefahren den gesamten Winter über gemacht werden können. Das ist allgemein bekannt und sollte man es mal vergessen haben, wird man spätestens vom städtisch anmutenden Parksystem am Gasthof Bergerhube daran erinnert. Doch gibt es im Triebental auch ein paar Ziele, welche die passenden Verhältnisse erfordern. Dazu zählen zweifelsohne die vielen Rinnen, welche wohl alle schon mal befahren wurden. Wie bei Rinnen so üblich kann der Aufstieg und vor allem die Abfahrt mal himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt sein. Also sichere Verhältnisse abwarten und ran an den Speck - der Rest wird sich weisen!
Wer ins Triebental abzweigt und die Morgendämmerung schon hinter sich hat, dessen Blick wird bald einmal vom Geierkogel eingefangen. Bereits vom Parkplatz am Gasthof Braun (47.43921, 14.52712) ist die imposante Nordostseite einsehbar. Und genau diese Seite oder genauer gesagt die Nordostrinne ist unser Ziel.
Zunächst geht es über Forstwege bis zu den ersten Almhäusern auf den Wegen der viel begangenen Skitour zum Triebenkogel. Über gemäßigtes Gelände bergauf folgt man dieser Spur noch ein Weilchen bis man direkt unterhalb der Geierkogel Nordostwand steht. Ab hier gilt es meist eine eigene Spur anzulegen, da die Rinne zum Vergleich zur überrannten Prinzessinenrinne an den benachbarten Gamskögeln eher selten gemacht wird.
1, 2, 3, 4, ach das Zählen macht keinen Sinn - in unzähligen Spitzkehren spurt man sich den Weg zum Eingang der Rinne. Hier empfielt sich der Wechsel auf Steigeisen. Stapf, stapf, stapf.
Eine tolle Kulisse mit Blick auf die Gesäuseberge bietet sich im Anstieg durch die Rinne. Diese weist eine konstante Steilheit von wohl um die 45° auf. Bald einmal ist man auch schon am Ende angelangt. Da wirds aber steiler als gedacht. Eine Wechte bzw. deren Überbleibsel stellen sich einem in den Weg. Rechts? Links? Beides möglich. Falls ein Pickel vorrätig sein sollte, kommt er eventuell hier zum Einsatz.
Im Aufstieg ist der Ausstieg doch leichter als gedacht, das Gipfelkreuz schon in Sichtweite ist man in Windeseile am Gipfel. Als Abfahrt empfiehlt sich der selbe Weg zurück. Die Einfahrt fordert mehr Mut als erwartet - irgendwann geht einem einfach der Hang aus. Hat man diese jedoch hinter sich gelassen, warten tolle Schwünge!
Fazit: Gar nicht so steil aber weitaus besser als erwartet! Also dann, auf zur nächsten Rinne! Dies ist zwar ein anderer Tag aber die Geschichte soll dennoch hier erzählt werden.
Hat einem der Trieb ganz ans Ende des Triebentals getrieben, ist am Gasthof Bergerhube (47.39938, 14.57181) Ende Gelände. Der dominierende Berg sind die Gamskögel. Die schattseitige Lage verspricht hier lange Pulverschnee, den man allerdings wohl immer geschwisterlich teilen muss. Unzählige Rinnen durchfurchen den Kogel und haben ihn wohl zu Kögeln gemacht. Die Qual der Wahl: für uns solls über die direkte Gipfelrinne nach oben gehen.
Bei den Felsen angekommen, wird auf die Steigeisen gewechselt. Anfangs noch Auslaufzone mehrerer Rinnen, steilt sich die eigentliche (mittlere) Rinne mehr und mehr auf. Zu Beginn noch gemächlich, warten im oberen Bereich bis zu 52°. Hier kann der Pickel durchaus mal hilfreich sein, vorallem wenn man keine Trittspuren entdeckt. Diese finden sich jedoch häufig vor. Das liegt wohl daran, dass zwar viele die Rinne raufstapfen, aber kaum abfahren. Nach oben hin wirds nicht nur steiler, sondern auch enger. Auch bei dieser Rinne kann der Ausstieg bei Wechtenbildung zum Problem werden. Bei uns zum Glück nicht - so erreicht man stressfrei auf schnellem und direkten Weg den Gipfel!
Auf der Suche nach Abwechslung geht es für die Abfahrt zur etwas unterhalb und in entgegengesetzter Richtung liegenden Prinzessinnenrinne. Woher der Namen kommt weiß ich leider nicht - vielleicht weil es die einfachste Rinne an den Gamskögeln ist? Einfach ist allerdings nicht gleich einfach. Obwohl nur 38° steil machen sich die vielen Befahrungen bereits bei der Einfahrt bemerkbar. Oder besser gesagt beim Einrutschen. Ein etwa 50 cm tiefer, 170 cm breiter Kanal überwindet die ersten 50 m der Rinne und eliminiert jede andere Möglichkeit der Fortbewegung. Ein Schild das Kurven verbietet habe ich nicht entdecken können. Genug der Nörgelei, danach wird die Rinne breit und angenehm zum Fahren.
Ein Highlight wars nicht aber nun kann man zumindest ehrlich sagen man kenne DIE Rinne im Triebental. Eine Abfahrt über die direkte Gipfelrinne wäre heute sicherlich die bessere Wahl gewesen, erfordert aber sicherlich höhere Skikünste. Steiler, enger - ja so definieren sich Rinnen eben.
Am Beginn des Waldes fragen wir uns ob das schon alles gewesen sein kann? Mit einem Einstimmigen Nein gehts wieder bergauf zur Amtmannscharte, etwas westlich vom Mödringkogel gelegen. Diese erreicht man in etlichen Spitzkehren und in Kürze auch den Gipfel des Mödringkogels. Der Mödringkogel ist ein toller, einsamer Gipfel im Triebental. Die wesentlich höheren Gamskögel und der gemütlichere Kerschkernkogel sind beliebtere Ziele. Beim Genießen am Gipfel stellt sich die Frage nach dem Warum?
Physisch wie psychisch endlich im Paradies angekommen beleibt nicht viel als ein breites Lächeln und der Blick zurück. Erstmal treibt uns der Trieb talauswärts, zurück zum Ausgangspunkt. Im Auto ziehen wir Resümee: Triebental, das Tal geschaffen für den Rinnenwahnsinn. Alles ist dabei, von himmelhoch jauchzend, bis zum Tode betrübt.